WILDKATZE UND LUCHS

Allgemeines

Deutschland auf seiner naturräumlichen Fläche der heutigen Bundesrepublik war noch bis ins 18. Jahrhundert hinein Lebensraum für die großen Beutegreifer wie Bär, Wolf und Luchs. Bereits im 19. Jahrhundert galten die „großen Drei“ hierzulande als ausgerottet. Die Wildkatze dagegen hat sich mit ihrer Anwesenheit bis heute behaupten können.
Der Eurasische Luchs (Lynx lynx) war einst in ganz Europa und über Eurasien verbreitet. Gejagt wurde er vor allem wegen seines kostbaren Pelzes und wegen seines Rufes als „Schädling“. Heute wissen wir, der Luchs ist weder ein Schädling, noch wirkt sich seine Anwesenheit signifikant auf die Jagdstrecken einheimischer Wildarten aus. Auch in der Weidetierhaltung macht der Luchs nicht die Probleme, die man nicht durch geeignete Herdenschutzmaßnahmen in den Griff bekäme.

Mittlerweile sind Wildkatze und Luchs durch internationale Übereinkommen und nationale Gesetzgebung streng geschützt. In Deutschland ist der Luchs noch deutlich seltener als sein kleinerer Artverwandter. Die Nachweise für die Anwesenheit von Luchsen und Wildkatzen in Deutschland sind vergleichsweise selten. Es sind häufig Zufallsbegegnungen oder indirekte Hinweise in Form von Rissfunden, Kot, typischen Luchsrufen, Spuren im Schnee oder Funden von Wildkatzengehecken. Die Vorkommen von Wildkatze und Luchs verdichten sich auf die wald- und wildreichen Mittelgebirgslagen. Vereinzelte Beobachtungen und Nachweise aus jüngster Zeit stammen aus der Norddeutschen Tiefebene und der Lausitz.

 

Luchsausbreitung stagniert, Wildkatzen kommen voran

Der Eurasische Luchs profitiert in Deutschland und Mitteleuropa von aktiven Wiederansiedlungsprojekten, z.B. im Harz (2000-2006), im Bayerischen Wald/Böhmerwald und im Pfälzerwald (2015-2020). Dennoch hat der Luchs es schwer voranzukommen. Zerschneidung der Lebensräume, zunehmender Verkehr, genetische Depression und illegale Verfolgung setzen den Pinselohren so sehr zu, dass die Erfolge um ein Zusammenwachsen der europäischen Luchspopulationen stagnieren. Der NABU hat deshalb 2017 sein Luchsprojekt PLAN P in Thüringen ins Leben gerufen. Thüringen liegt zwischen zwei bedeutenden mitteleuropäischen Vorkommensgebieten des Luchses, dem Harz und dem Bayerischen Wald mit den Böhmerwaldgebieten. Es ist wichtig, dass diese beiden, noch von einander isolierten Populationen über Thüringen zusammenfinden und sich genetisch austauschen können. Denn nur so ist der mitteleuropäische Luchsbestand auch langfristig überlebensfähig. Vor diesem Hintergrund unterstützt der NABU das Wiederansiedlungsprojekt im Pfälzerwald. Der Pfälzerwald mit den Vogesen bildet einen wichtigen natürlichen Lebensraumtrittstein, um die Alpenpopulation mit dem potentiellen Lebensräumen im Norden und Nordosten Mitteleuropas zu verbinden.

Die Wildkatzen hingegen breiten sich scheinbar immer weiter aus ihren bislang bekannten Lebensräumen (z.B. Rheinauen und am Kaiserstuhl, Taunus, Hunsrück, Eifel, Spessart, Rhön, Kaufunger Wald, Solling, Harz, Thüringer Wald, Hainich, Kyffhäuser, Mittleres Saaletal) in den Norden Deutschland aus. Neuere Nachweise stammen so aus der Lüneburger (Niedersachsen) und Dübener Heide (Sachsen-Anhalt), auch aus dem Biosphärenreservat Mittelelbe und aus Brandenburg gibt es ebenso aktuelle Nachweise. Vor diesem Hintergrund hat der NABU 2022 begonnen, in Mecklenburg-Vorpommern aktiv nach der Wildkatze zu suchen und Daten über ihr Vorkommen zu sammeln. 

Lebensräume sichern
Auch potentielle Rückzugsräume des Luchses dürfen nicht durch Großbauprojekte und übermäßige Holzeinschläge gefährdet werden. Wie empfindlich Luchse auf menschliche Verkehrs- und Siedlungsstrukturen reagieren, belegen aktuelle Studien (Journal of Zoology 297, 87-98, 2015 und Ripari. L., Premier; J. et al., Heurich, M (2022): Human disturbance is the most limiting factor driving habitat selection of a large carnivore throughout Continental Europe. In: Biological Conservation 266 (2022)). Demnach wählen Luchsweibchen ihren Wurfbau für die Jungenaufzucht gezielt so, dass menschliche Siedlungen und öffentliche Straßen möglichst weit entfernt liegen. Hierfür nimmt das Luchsweibchen sogar ein deutlich geringeres Nahrungsangebot in Kauf. Luchse meiden möglichst menschliche Siedlungen und Infrastruktur. Luchse orientieren sich vorzugsweise an Versteckmöglichkeiten sowie an dem Vorkommen von Beutetieren. Um den Schutz von geeigneten, potentiellen Luchslebensräumen und die Lebensraumvernetzung voranzubringen hat der NABU 2021 die Aktion LuchsWald in Thüringen gestartet. Hier können sich staatliche, kommunale oder auch private Waldbesitzer mit ihrem Wald um eine Auszeichnung zum LuchsWald bewerben, in dem sie mit ihrem Wald bestimmte Voraussetzungen und Kriterien erfüllen.

 

Immer noch verfolgt
Wenn Luchse doch mal wandern (meist sind es Männchen), verenden sie nicht selten im Straßenverkehr. Auch die illegale Jagd spielt leider immer noch eine erhebliche Rolle, so zum Beispiel in Norwegen, Frankreich, Österreich, Tschechien, Thüringen und im Bayerischen Wald, wo es scheinbar eine systematische Verfolgung der majestätischen Großkatze durch kriminelle Jäger gibt. Der Luchs in Deutschland ist, wie die Wildkatze auch, noch im Jagdrecht als jagdbare Art mit ganzjähriger Schonzeit enthalten. Das ist vor dem Hintergrund des aktuellen Schutzstatus beider Arten völlig unverständlich. Ob dem Luchs zukünftig eine dauerhafte Rückkehr nach Deutschland gelingen wird, hängt im Wesentlichen von uns Menschen ab. Unter anderem müssen wir es dem Luchs ermöglichen, sich gefahrlos in unseren Wäldern und über unsere Straßen zu bewegen.

 

BFA Große Beutegreifer -  eine Chance

Die Aufgabe des BFA wird es sein, die Belange und Bedürfnisse von Wildkatze und Luchs für die zukünftigen Entwicklungen weiter im Handlungsbereich des NABU zu befördern und die Grundlagen dafür zu schaffen, dass Wildkatzen und Luchse in Deutschland eine echte Chance in Deutschland haben, sich weiter auszubreiten und sich zu einer eigenständig überlebensfähigen europäischen Metapopulation zu verbinden.  

 

Weitere Informationen

Für weitere Informationen nehmen sie gern Kontakt zur Ansprechpartner:in auf .

 

Ansprechpartner:in Silvester Tamas